Beginnend mit dem Frührokoko oder der Régence (benannt nach der Regentschaft von Philipp II, der nach dem Tode Ludwig XIV im Jahr 1715 für 8 Jahre bis zur Mündigkeit Ludwig XV die Regierungsgeschäfte übernimmt) über das Hochrokoko (1750-1780) bis hin zum Spätrokoko (1780-1789) ist diese Epoche gekennzeichnet von einer ungeheuren Verfeinerung der Lebensformen. Nicht allein kostbare Stoffe und wertvoller Schmuck sind gefragt, sondern darüber hinaus vor allem der raffinierte Geschmack in der Zusammenstellung. Nicht durch Reichtum, sondern durch Erziehung und Ästhetik will man sich vom aufstrebenden Bürgertum unterscheiden.
Im Gegensatz zur Männerkleidung ist die der Frauen im 18. Jahrhundert einem starken Wandel unterworfen.
Der steife Pomp, der am Hofe Ludwig XIV herrschte, wird aufgegeben; es beginnt der Rückzug in die Privatsphäre. Das Negligé, eine Art „Morgenmantel“, wird nicht nur zu Hause getragen. Aus diesem Kleidungsstück geht eine Fülle von einfachen Obergewändern hervor.
Der sehr anspruchsvolle Manteau wird in den verschiedensten Varianten für die Hoftracht eingesetzt und nimmt, wie wir später noch sehen werden, immer pompösere Formen an.
Wie in keinem Jahrhundert zuvor wird die Kleidung dem Anlass angepasst. So gibt es die zeremonielle Hofkleidung (Cour), die höfische Galakleidung (Grande parure), den Halbputz (Parure), den auch der Bürger tragen darf und schließlich das Negligé, die Haus- und Straßenkleidung des Adels.
Die Taille wird etwas kürzer und weniger spitz. Das Mieder ist exakt dem Korsett angepasst und häufig mit einem reich verzierten Bruststück, dem Stecker, versehen.
Die Frisuren sind bis zur Mitte des Jahrhunderts sehr einfach: das Haar wird schlicht nach hinten gekämmt und hochgesteckt. Neu ist, dass man es weiß oder grau pudert.
Gleichzeitig beginnen sich unter dem Einfluss des englischen Landadels und Großbürgertums schlichte Wollanzüge und Baumwollkleider durchzusetzen, um schließlich unter dem Begriff „Englische Mode“ auch auf dem Kontinent tonangebend zu werden.
Das Justaucorps - ab Mitte des Jahrhundert „Habit“ genannt, wird jedoch auch weiterhin in Seide, Brokat und vor allem in Samt getragen.
Passend zur Robe à l’anglaise erfreuen sich Stoffhauben und Hüte, letztere meist aus Stroh und mehr oder weniger üppig mit Blumen und Federn dekoriert, großer Beliebtheit