Gänzlich entgegengesetzt verläuft die Entwicklung in der Frauenmode: ihr Teil ist es nun, den Reichtum des Mannes zu repräsentieren. Die Kleider werden immer aufwendiger, die Röcke immer weiter, so dass diese Epoche in der Kostümgeschichte unter dem Begriff ‚Zweites Rokoko' genannt wird.
Krinolinenmode
(2. Rokoko)
Unterstützt wird diese Entwicklung durch modebewusste junge Kaiserinnen und Königinnen wie Eugenie in Frankreich, ...
... Elisabeth in Österreich, ...
... Isabella II in Spanien
und Victoria in England.
Nicht zuletzt rührt die Bezeichnung ‚Zweites Rokoko' auch daher, dass – wie im ersten Rokoko – der Reifrock wieder die Form der Röcke bestimmt. Die zahlreichen Unterröcke des Biedermeier reichen für die Formgebung der gewaltigen Stoffmassen nicht mehr aus, so dass sie stärker gestützt werden müssen. Dies geschieht mittels einer Krinoline, eines Reifrockes mit eingezogenen Stahlschienen, der zu Beginn der 1850er Jahre aufkommt und seinen Hauptumfang in den 1860er Jahren erreicht.
Die Form wechselt von einer kuppelförmigen zu Beginn der 1850er Jahre über zu einer pyramidenförmigen.
In den 1860er Jahren wird der Rock vorn flacher, um sich nach hinten hin in die Länge zu ziehen. Industriell hergestellt, ist die Krinoline bald preiswert zu erwerben und kann so von allen Schichten getragen werden.
In der Abendmode bestehen die Kleider häufig aus Gold- und Silberbrokaten, aber auch changierende Stoffe und Moiré werden gern getragen Der Saumumfang kann durchaus zehn Meter erreichen und der Durchmesser des Rockes zweieinhalb. Das Dekolleté wird von einer Berthe eingerahmt. Aber auch Musseline-, Gaze- und Tüllkleider sind zu finden, die ebenso kostspielig wie die Seidenroben sind und aufgrund ihrer Empfindlichkeit nur wenige Male getragen werden können.
Sie sind üppigst besetzt mit Rüschen, Volants und Blumen. Häufig sind diese zarten Stoffe auch in Kombination mit schweren Brokaten und Atlasgeweben zu finden.
Selbst in der Tageskleidung, die stets hochgeschlossen ist, sind Seidenstoffe üblich. Auch auf der Straße werden Schleppen von ein bis zwei Metern Länge getragen.
Gegen Ende der 60er Jahre wird wieder die aus dem ersten Rokoko bereits bekannte Polonaise modern, d.h. die Röcke werden seitlich und hinten mittels Bändern nach oben gerafft.
Thus is announced the bustle fashion of the Industrial era.